C. H. Böhm hat eine Waldzither mit einem ganz schlichten Design hergestellt, die in keinem seiner Kataloge auftaucht. Da sie gar nicht mal so selten vorkommt, ist davon auszugehen, dass auch sie in Serie hergestellt wurde. Die meisten dieser Waldzithern tragen die Standard-Signatur aus der Zeit nach 1925, ein paar wenige (und im Design leicht abweichende) Instrumente aus früherer Zeit sind aber ebenfalls dokumentiert. Zwei mögliche Erklärungen (die sich keineswegs ausschließen) bieten sich für diese Instrumente an:
a) Böhm schreibt im Katalog von 1912, es seien 250 Schulinstrumente in Gebrauch, die man sich bei Aufnahme des Waldzither-Unterrichts ausleihen könne, bevor man sich seine eigene Waldzither zusammengespart hat. Es könnte sich (zumindest bei den frühen Exemplaren vor 1920) um solche Schulinstrumente handeln, die nie zum Verkauf gedacht waren und daher auch keine Aufnahme in den Katalog fanden.
b) In einer Preisliste von 1934 schreibt Böhm: "Um den Wünschen einer großen Anzahl meiner verehrten Kundschaft entgegenzukommen und den augenblicklichen Zeitverhältnissen Rechnung zu tragen, habe ich mich entschlossen, zwei besonders preiswerte Instrumente herzustellen." Hierbei handelt es sich um eine "Böhm-Waldzither Nr 1" und eine Walddoline in der folgenden Ausführung: "Ahorn, lackiert (nicht poliert), Spaneinlage um Rand und Schalloch. Walddoline mit Spielplatte." Diese Instrumente sind offensichtlich eine Reaktion Böhms auf die Weltwirtschaftskrise, die auch den Absatz seiner Instrumente beeinträchtigte. Die nach 1925 gebauten Exemplare dieses (zur Unterscheidung von Modell Nr. 1/Nr. 1A hier als "Modell Nr. 0" bezeichneten) Instrumententyps entsprechen vom Design her genau dieser Beschreibung, auch sie sind in der Tat lackiert, aber nicht poliert. Dies legt nahe, dass es sich bei diesen Waldzithern tatsächlich um solche "besonders preiswerten" Instrumente handelt.